Manager-Gesten

teils eingeübt, teils echt, aber immer mit Wirkung

Manager-Gesten

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Das Internet hat’s möglich gemacht, dass wir jeden und jede ständig auch sehen können. Nicht mehr nur im persönlichen Kontakt, sondern eben auch weltweit. Wir lesen nicht mehr nur Texte, sondern sehen uns Film-Clips von Parlamentsdebatten, Pressekonferenzen, Statements an. Oft gar ohne Ton, nur mit den Untertiteln. Dabei spielt unsere Wahrnehmung eine Schlüsselrolle – besonders für die Mimik und Körperhaltung , die unbewusst in Sekundenbruchteilen bewertet werden.

Wenn die Körpersprache schon immer zentral war, hat sie in der Bedeutung der Meinungsbildung nochmals einen Schub erhalten, seit das Auge praktisch immer und/oder noch mehr die Glaubwürdigkeitsmarke im Kopf nach zwei Sekunden bereits setzt. Unsere Wahrnehmung entscheidet blitzschnell: „Vertraue ich oder nicht?“ Mimik, Körperhaltung und Stimme werden zu entscheidenden Faktoren – oft noch vor dem gesprochenen Wort.

Da kommt z.B. die Schauspielausbildung eine besondere Bedeutung zu, da wirken die eingeübten Gesten des ehemaligen Österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz schon fast etwas gespenstisch. Sie alle wissen, dass sie Tausende Menschen, die gar nicht hier sind, sie über YouTube und Presse-Kanäle sehen werden und sich eine Meinung bilden. Nach 5 Sekunden Video-Sicht ist für uns klar, wer das Vertrauen genießt – und wer erst in mühsamer Kleinarbeit das Gegenteil beweisen muss. Diese Wirkung gilt sowohl im öffentlichen Statement als auch im internen Vortrag oder beim schwierigen Gespräch mit dem Team.

Was Politiker schon seit Jahren trainieren und mehr oder weniger geschickt zelebrieren, greift auch in die Managementetage. „Dem Unternehmen ein Gesicht geben“ sind Anforderungen an moderne CEOs. Die Personality-Show must go on: „Rossmann ist Rossmann“, „Zetsche war jahrelang Mercedes“, „Grübel der Inbegriff der UBS“ und von Steve Jobs, Ballmer und Elon Musk noch gar nicht zu reden.

Es greift immer weiter um sich. Sie können noch weit weg von Teslas Berühmtheit oder Uli Hoeneß“ Wirkungsfeld sein – auch bei lokalen Größen ist „Chef = Unternehmen“. „Ich geh zum Hufnagl“ heißt übersetzt: Ich geh in die REWE-Filiale im Dorf. Nicht neu, aber wichtiger denn je. Und ob Vortrag, Krisen-Gespräch oder Presse-Statement – das Publikum achtet heute stärker denn je auf Ihre Mimik , Ihre Körperhaltung , Ihre Gesten.

Wer sich einmal durch gängige Pressevideos arbeitet, CEOs bei Pressekonferenzen beobachtet, entdeckt viele versteckte Botschaften.

Die Hände

Ein immer wieder spannender Einblick gibt eine Betrachtung der Hände. Dass Angela Merkels Raute damals zur Eigenmarke avancierte, sei das eine. Aber wie Stefan Häseli, Vortrags-Redner und Gesprächsführungsexperte in seinem Vortrag über stressfreie Gespräche festhält, ist, dass „Hände am richtigen Ort“ zu haben, eine der wichtigeren Anforderungen darstellt. Die Körperhaltung wird dadurch maßgeblich unterstützt.

Echte Profis haben für solche Momente Werkzeuge an der Hand. Mit denen wirken sie auch in Ausnahmesituationen souverän. Es ist nämlich gar nicht so schwer, Sicherheit und Kompetenz zu vermitteln – wenn man weiß, wie. Gerade in der Deeskalation zählt jedes Detail: Mimik, Tonfall, Körperhaltung – und ganz besonders: die Hände.

Manager zeigen sich gerne tatkräftig. Hinter dem Rednerpult mit den Händen klare Rahmen abstecken. „Bis hierhin und nicht weiter“ kann eine Aussage sein oder auch „DAS ist unser Gebiet, wo wir stark sind“. In einem Vortrag oder einem angespannten Gespräch sendet das starke Signale.

In spektakulären Aktionen wie z.B. dort, wo drängelnde Menschen beruhigt werden sollen, sind starke, klare Gesten absolut zentral, um eine Deeskalation herbei zu führen. Menschen brauchen jetzt Orientierung. Professionalität heißt hier: sich dazu bzw. vorne hinstellen, nicht sofort zu sprechen beginnen. Denn: zuerst müssen die Emotionen beruhigt werden. Das ist ein Moment der Deeskalation. Und die beginnt mit einer sicheren, ruhigen Körperhaltung, gefolgt von starker Mimik und dem Gespür für die Wahrnehmung der Situation durch andere.

Deswegen soll zuerst eine bedeutsame Gestik wirken – und wie von Geisterhand wird die Menge ruhiger und starrt gebannt zu. Die Geste, die oft auch „palm down“ genannt wird, soll gezielt eingesetzt werden. Dabei werden die Handflächen Richtung Boden gedreht und mit kleinen, sanften Wippbewegungen verstärkt. Die Botschaft: „Seien Sie beruhigt, wir haben alles im Griff.“

Dieses Signal wirkt beruhigend und verleiht dem Handelnden ein enormes Maß an Sicherheit. Das gilt übrigens kulturunabhängig. Egal wo auf der Welt Sie sind und egal welche Sprache gesprochen wird – Körperhaltung , Mimik und Gestik wirken durch unsere intuitive Wahrnehmung . Sie erinnern an eine Geste der Behütung, ein Signal des Schützens. Und natürlich funktioniert sie auch mit einer Hand – was allerdings die Wirkung mindert, aber im Kleinen Souveränität demonstriert. In einer sitzenden Situation legt man einfach die Fingerspitzen sanft auf den Tisch: „Somit sind wir uns in dieser Sache also einig.“

Ich mach mir zum Sport, Firmenvideos anzusehen. Da verlässt filmisch mit einem Hauch Dramaturgie der CEO sein Gebäude, bleibt auf dem Vorplatz stehen und begrüßt die „Zuschauer“. Irgendwie hält dieser die Hände zusammen – eine Mischung zwischen Gebetshaltung und Indiana-Jones-Verschnitt, der sich die Finger ausreißen möchte. Dann die zweiten, die die Hände einfach fallen lassen – was im Grunde ja natürlich wäre. Aber betont hängen lassen heißt auch, dass die Hände wie ausgestreckt dem Körper nahe sind und dann doch wieder steif wirken.

Da sehen Sie sich doch einfach einmal Daniel Craig an. Seine Hände wirken gespannt entspannt – irgendwie unten, aber doch bereit, innerhalb einer halben Sekunde seine Walther PPK zu zücken.

Darum der Tipp: Hände sein lassen, sich keine Gedanken machen – auch nicht, dass ich mir keine Gedanken machen soll. Sondern eine gespannte und aufmerksame Körperhaltung verinnerlichen. Wer innerlich freudig-gespannt ist, strahlt das auch mit den Händen und der Mimik aus. Denn egal von welchen Gesten wir reden: Sie funktionieren nur, wenn sie dem entsprechen, was ich mir im aktuellen Moment gerade vorstelle und wo meine Gedanken sind. Eingeübt geht schon, braucht aber wirklich viel Übung – und muss auch dann noch zwingend mit dem Inneren korrespondieren.

Und das gilt für jede Bühne: sei es der spontane Vortrag , das schwierige Gespräch , der Moment der Deeskalation – oder der große öffentliche Auftritt.

Vortragsredner

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