Wo der Roboter-Tankwart elektrischen Strom nachlädt

Im Technologieprogramm IKT für Elektromobilität des Bundeswirtschaftsministeriums starten acht neue Projekte rund um die gewerbliche Elektromobilität

Wo der Roboter-Tankwart elektrischen Strom nachlädt

Modulare Fahrzeuge für Personen und Güter vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) (Bildquelle: DLR)

Das Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“ des Bundeswirtschaftsministeriums geht in die vierte Runde: Unter der Überschrift „intelligente Anwendungen für Mobilität, Logistik und Energie“ entwickeln und erproben nun weitere acht Förderprojekte mit Gesamtkosten von mehr als 28 Millionen und einem Fördervolumen von knapp 17 Millionen Euro IKT-basierte Systemlösungen der (gewerblichen) Elektromobilität. Die Förderprojekte sollen anhand beispielhafter Anwendungen Potenziale und Wirtschaftlichkeit von gewerblichen Elektromobilitäts-Lösungen aufzeigen. Daher reicht die Spanne der Forschungsthemen von neuartigen Logistikkonzepten, drohnenbasierter Last-Mile-Logistik bis zu innovativen Lade-Lösungen. Und vom Einsatz autarker mobiler Laderoboter und der Errichtung bedarfsgerechter Ladeinfrastrukturen für Mieter und Gewerbe im Quartier bis hin zu digitalen Analyse-Werkzeugen für den leichteren Umstieg auf E-Busse. Die Ergebnisse aus den Forschungsprojekten sollen dazu beitragen, die Transformation des Transport- und Logistiksektors hin zu fossil-freien Antrieben zu beschleunigen.

Christian Liebich, Projektverantwortlicher im Bundeswirtschaftsministerium für das Technologieprogramm, nennt zwei Gründe dafür, dass der Bund das Programm fortführt: „Aus den bisherigen Erfahrungen des Techologieprogramms IKT für Elektromobilität gibt es noch eine ganze Reihe nicht oder zu wenig erforschter Ansätze in der gewerblichen Elektromobilität. Außerdem spüren wir, dass in sämtlichen Gewerbe-Sektoren sowohl das Interesse also auch die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Fahrzeugen deutlich ansteigt. Und mit den bisherigen Ergebnissen des Technologieprogramms sind wir überaus zufrieden – deshalb lag die Programmfortführung praktisch auf der Hand.“

Auf dem Gebiet „Flotten / Laden“ haben sich drei Projekte angesiedelt, darunter das neue Projekt „ChargePal“, das ein robotergestütztes Lade- und Energiemanagement im privaten und öffentlichen Parkraum entwickelt. Mobile Laderoboter mit integrierten Hochleistungsbatterien sollen künftig mehrere Elektroautos nacheinander wie Tankwarte bedienen, ohne dass diese direkt neben Ladesäulen parken.

Ein Konzept zur Elektrifizierung gewerblicher Logistik- und Lieferverkehre mit digitaler Buchungsplattform, dem intelligenten (smarten) Laden und bestmöglicher sektorenübergreifender Vernetzung entsteht im Projekt „eBaseCamp“. Hier entwickeln die Konsortialpartner den Prototypen eines Ladeparks für elektrische Lieferfahrzeuge. Er soll so attraktiv sein, dass er Kleinunternehmern den Umstieg auf die Elektromobilität erheblich erleichtert. Als Nutzergruppe haben die Entwickler die steigende Zahl von Kurier-, Express- und Paketdienstleistern im Auge, aber auch Handwerker und andere Gewerbetreibende.

Im Projekt „d-E-mand“ dagegen wollen die Forscher in einer Pilotanwendung zeigen, wie sich der Ladebedarf von Elektrofahrzeugen unter unterschiedlichen Bedingungen zuverlässig ermitteln lässt. Extreme Belastungen, etwa bei Ferienbeginn oder bei Großveranstaltungen, machen eine datenbasierte Bedarfsprognose, Planung und flexible Ladedienstleistungen unabdingbar für die optimale Versorgung aller Elektroanwendungen. Hier ergeben sich zudem wichtige neue Geschäftsfelder für kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups.

Das Projekt „OmniE“ hat sich die System- und Flottenanalyse für Elektrobusse auf die Fahnen geschrieben. Ziel des Konsortiums ist es, ein herstellerunabhängiges Analysewerkzeug auf der Basis von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu entwickeln. Es soll ÖPNV-Betreibern aufzeigen, wie hoch das Einsparpotenzial von Diesel-Bussen durch Elektrobusse ist. Verwertungsziel des Gesamtprojektes ist es, ÖPNV-Unternehmen deutschlandweit mit OmniE ein digitales Analysewerkzeug anzubieten, das den Umstieg auf Batterieelektromobilität erleichtert und beschleunigt.

Clevere Logistik-Lösungen mit Mehrfach- und Mischnutzungen
Dem Themenkreis der Logistik widmen sich zwei Projekte. Das Projekt „SMART MULTI-USE LOGISTIK (SML)“ denkt die Medien- und Paketlogistik kooperativ zusammen und will wirtschaftliche und CO2-sparende Anwendungsbeispiele für diesen Wirtschaftssektor anbieten. Im Mittelpunkt dabei steht ein neuer Ansatz der Mehrfach- und Mischnutzung von Fahrzeugen. SML arbeitet dabei an einem Multi-Use-Szenario, bei dem der Zeitungs- und Postzustellung mit Kurier-, Express- und Paketdiensten sowie mit der Arzneimittelbelieferung verbunden wird.

Ebenfalls um „die letzte Meile“ bis zur Haustür eines Kunden und um die Mehrfachnutzung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen geht es beim Projekt „mobil-e-Hub“. Je stärker der Lieferverkehr auf dieser letzten Meile wächst, desto sinnvoller ist es, vorhandene Transportmedien in die Belieferung einzubeziehen. So möchte das Konsortium etwa das vorhandene Busnetz nutzen, um Lieferpakete im laufenden Busverkehr von Drohnen zuzuliefern.

Völlig neue Fahrzeuge für eine neue Mobilität
Auch auf dem Gebiet der Fahrzeuge selbst sind Innovationen zu erwarten. Das Projekt „U-Shift – MAD Concept“ beispielsweise deutet mit seinem Namen schon auf die ungewohnte Form eines neuen Fahrzeugs hin. In Planung ist ein modulares, u-förmiges und elektrisch betriebenes Fahrzeug, das sowohl Personen als auch Güter befördern kann und rund um die Uhr im Einsatz ist.

Der sogenannte Mieterstrom, die E-Mobilität im Stadtviertel und „kluge“ Stromnetzsysteme bilden bei der Weiterentwicklung der Energie- und Mobilitätswende einen starken Pfeiler. Nicht nur Eigenheim-Besitzer, sondern auch Mieter sollten in ihrem Stadtviertel auf das eigene oder auch auf das mit Nachbarn oder Gewerbetreibenden geteilte Elektrofahrzeug zurückgreifen können. Im besten Fall produzieren Stadtviertel, etwa mit Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach der Mietimmobilie, eigenen Strom – für die benötigte Energie im Haus oder auch für die elektromobile Fortbewegung. Da die Mehrheit der Deutschen Mieter sind, öffnen sich mit den Einsatzmöglichkeiten regenerativer Energien im Quartier große Betätigungsfelder für die Immobilienwirtschaft.

Weitere Informationen zu „IKT für Elektromobilität“: www.digitale-technologien.de

Im Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“: Einbindung von gewerblichen Elektrofahrzeugen in Logistik-, Energie und Mobilitätsinfrastrukturen“ fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von 2016 – 2021 derzeit 23 Pilotprojekte mit ganzheitlichen Lösungskonzepten und beispielhaften Systemlösungen, die Technologien, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle integrativ berücksichtigen.

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