Václav-Havel-Menschenrechtspreis: Kung Fu Nuns nominiert

In Anerkennung für ihre Arbeit gegen Menschenhandel und zum Schutz von Frauen vor Gewalt und Ungleichheit unter dem Schirm der Live To Love-Initiative

Václav-Havel-Menschenrechtspreis: Kung Fu Nuns nominiert

Die Kung Fu Nonnen geben Selbstverteidigungsworkshops zum Schutz vor Gewalt. (Bildquelle: Live To Love International)

Der Europarat, die Václav-Havel-Bibliothek und die Stiftung Charta 77 zeichnen Vorkämpfer für Menschenrechte aus. Die Nonnen sind für ihre Arbeit gegen Menschenhandel und zum Schutz von Frauen vor Gewalt und Ungleichheit nominiert.

NEU DELHI – 20. März 2021 – Als eine von drei Finalistinnen für den prestigeträchtigen Václav-Havel-Menschenrechtspreis, werden die „Kung-Fu-Nonnen“ des buddhistischen Drukpa-Ordens aus dem Himalaya für ihre heldenhafte Arbeit in Europa geehrt – von der Eindämmung des Menschenhandels über den Kampf für die Gleichstellung, bis hin zur Mobilisierung von Katastrophenhilfe.

Seit dem vergangenen Jahr kämpfen die Nonnen auch in den ersten Reihen gegen COVID-19 in Indien und Nepal und versorgten abgelegene Dörfer mit Lebensmitteln, medizinischer Versorgung, PSA und Hygieneaufklärung. Die Nonnen konzentrierten sich desweiteren darauf, Frauen in diesen Dörfern auszubilden, damit diese Vorbilder und Trainerinnen für die Sicherheit während der Pandemie zu werden.

Die mehr als fünfhundert Kung-Fu-Nonnen, von denen viele Teenager sind, lösten eine inspirierende Bewegung im Himalayaraum aus. Sie trainierten erfolgreich das Kampfkunsttraining, um die Fähigkeiten zu erlangen, starke Führungskräfte in ihren Gemeinden zu werden. Diese Drukpa-Nonnen, die aus Indien, Nepal, Bhutan und anderen Regionen des Himalaya-Gürtels stammen, sind mittlerweile international für ihre entschlossenen Taten der Güte bekannt: Sie lehren jungen Mädchen Selbstverteidigung, fahren Tausende von Kilometern mit dem Mountainbike, um sich gegen Menschenhandel auszusprechen und riskieren ihr Leben, indem sie nach Naturkatastrophen humanitäre Hilfe in abgelegene Dörfer bringen – sehr oft in Regionen, die von NGOs und Regierungsbehörden aufgrund der gefährlichen Bedingungen vernachlässigt werden.

„Wir sind so dankbar für diese Anerkennung. Manchmal sagen uns ältere Leute, wir sollten besser im Tempel sein und lesen oder in der Küche bleiben. Deshalb fühlen wir uns wirklich ermutigt, dass wir in die Endrunde für diese Auszeichnung gekommen sind“, sagte die Nonne Jigme Konchok Lhamo. „Anderen zu helfen, ist unsere Religion.“

Neben den Kung-Fu-Nonnen sind dies die anderen Finalisten für den Václav-Havel-Menschenrechtspreis 2020: Loujain Alhathloul, eine Führungspersönlichkeit, die Bekanntheit darüber erlangte, sich dem Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien zu widersetzen und Julienne Lusenge, eine kongolesische Menschenrechtsaktivistin, die sich gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Frauen im Kongo einsetzt.

Über den Václav-Havel-Menschenrechtspreis

Der Václav-Havel-Menschenrechtspreis zeichnet jährlich herausragende zivilgesellschaftliche Aktivitäten zur Verteidigung der Menschenrechte in Europa und darüber hinaus aus. Der Preis wird jedes Jahr von der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PACE) in Partnerschaft mit der Václav-Havel-Bibliothek und der Stiftung Charta 77 verliehen. PACE ist eines der beiden satzungsmäßigen Organe des Europarates. Es setzt sich aus 324 Parlamentariern der nationalen Parlamente der 47 Mitgliedsstaaten des Europarates zusammen und trifft sich in der Regel viermal im Jahr zu einer einwöchigen Plenarsitzung in Straßburg. In der Vergangenheit haben die Preisträger die Menschenrechtssituation einer bestimmten Gruppe entscheidend verbessert, systematische Menschenrechtsverletzungen in großem Umfang aufgedeckt oder die öffentliche Meinung oder die internationale Gemeinschaft für ein bestimmtes Anliegen mobilisiert.

Über die Kung Fu Nonnen

Die Drukpa-Linie des indischen Buddhismus hat eine tausendjährige Geschichte, die auf den indischen Heiligen Naropa zurückgeht und setzt ihr Erbe heute mit dem spirituellen Oberhaupt, dem Gyalwang Drukpa, fort. Dank seiner Ermutigung und Unterstützung lernten die Nonnen Kung Fu, um Stärke und Selbstvertrauen aufzubauen – Fähigkeiten, die sie nutzen, um anderen durch unvorstellbar mutige Taten zu helfen. Nach dem Erdbeben in Nepal 2015 weigerten sich die Nonnen evakuiert zu werden, um Hilfe in die vernachlässigten Regionen zu bringen. Sie beherrschen sowohl Waffentechnik als auch den Nahkampf und starteten eine Initiative für Selbstverteidigungstraining für junge Mädchen im Himalaya, wo Gewalt gegen Frauen selten öffentlich gemacht wird. Sie leiten kostenlose Gesundheitskliniken, reagieren auf Notrufe zur Tierrettung und haben Tausende Kilogramm Plastikmüll aus dem Himalaya und Landstrichen Indiens entfernt. Mit über 700 Drukpa-Nonnen in ihren Reihen, gibt es eine sehr lange Warteliste von Frauen und Mädchen, die sich ihnen anschließen wollen.

Die Kung Fu Nonnen haben die Sichtweise auf Nonnen im Himalaya sowie auf Frauen im Allgemeinen verändert. Ihre Kung Fu-Darbietungen ziehen Zehntausende von Zuschauern an und durch ihre heroischen Taten des humanitären Dienstes für Mensch und Tier verändern sie die Denkweisen von Generationen bezüglich der Fähigkeiten von Frauen – auch indem sie ein Beispiel für Wieder-Ermächtigungen von Marginalisierten geben.

Live To Love wurde von dem Gyalwang Drukpa, Oberhaupt Drukpa Ordens, des Buddhismus im Himalaya, ins Leben gerufen. Das entstandene internationale, gemeinnützige und humanitäre Netzwerk ist jedoch ausdrücklich non-konfessionell und säkular ausgelegt. Live To Love schafft ein Forum für möglichst viele Menschen, um darin aktiv zu werden. Die Arbeit fokussiert sich auf folgende Themen:
1) Bildung
2) Umweltschutz und Tierschutz
3) Katastrophen- und Nothilfe, sowie medizinische Versorgung
4) Gleichstellung von Frauen
5) Erhalt kulturellen und spirituellen Erbes.

Live To Love – Germany arbeitet unter der Leitung von Präsidentin Gianna Wabner und hat seinen Sitz in Hamburg. Die Aktionen in Deutschland werden von der 2. Vorsitzenden Agnes Forsthuber koordiniert. Das Engagement liegt neben den lokalen Aktionen auch auf der Unterstützung der internationalen Live To Love Projekte.
Diese sind z.B.:
– die Hilfe für Nepal und den Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben
– Die Druk Padma Karpo Schule in Ladakh
– Verschiedene Eyecamps im Himalaya Raum zur Bekämpfung des Grauen Stars
– Umweltschutz im Himalaya: „1.000.000 Trees for the Himalaya“
– Live To Rescue: Unterstützung des Tierheims im indischen Ladakh
– das Wasserprojekt in Ladakh: Ladakh Water Reservoir Project

Eine Auswahl unserer Projekte in Deutschland:
Live To Love – Germany initiiert unter dem Schwerpunkt Umweltschutz Plastikmüllsammelaktionen auf öffentlichen Grünflächen und Gewässern , organisiert Baumpflanzungen und legt Blumenwiesen für Insekten an.

Im Bereich Tierschutz bestehen Kooperationen mit verschiedenen Gnadenhöfen in Schleswig-Holstein und NRW, die mit Futtermittelspenden, Patenschaften und ehrenamtlicher Arbeit unterstützt werden.

Mit Beginn der Covid-Krise wurde das CARE-Projekt ins Leben gerufen: Ältere Menschen, Frauen und Kinder, sowie Obdachlose werden mit Geschenktüten überrascht.

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