Städte brauchen neue Initiativen

„Projekt: Neue Nachbarschaft“ sucht Ideen für das Leben im Stadtteil

Viele Initiativen und Projekte engagieren sich für ein gutes und funktionierendes Zusammenleben in Nachbarschaften und tragen dort Verantwortung: Bürgervereine, Stiftungen, Genossenschaften und Unternehmen, aber auch offene Netzwerke. Frauke Burgdorff, Vorstand der „Montag Stiftung Urbane Räume“: „Die besondere Qualität dieser neuen Nachbarschaften besteht darin, dass deren Akteure eine enorme Kreativität besitzen und diese auch zum Wohl des Stadtteils nutzen.“ Sie stiften Kulturprojekte, tragen Bildungsangebote, schaffen Wohnraum, bauen eine unabhängige Energieversorgung auf, kümmern sich um den öffentlichen Raum oder entwickeln ein neues Image für den Stadtteil.

Die kommunalen Haushalte folgen bundesweit dem Spardiktat. Wer noch keinen Nothaushalt fährt und nicht unter der strengen Aufsicht der Landesbeamten steht, versucht präventiv durch Spar- und Streichprogramme diesem Schicksal vorzubeugen. Die Folge: Immer mehr zentrale Leistungen stehen auf dem Prüfstand und werden, wo möglich, gestrichen. Frauke Burgdorff, deren Stiftung sich mit den veränderten Rahmenbedingungen für die Stadtteil-Entwicklung beschäftigt: „Einerseits verfügen die Kommunen nur noch in geringem Maße über die erforderlichen Mittel, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen, andererseits werden die Herausforderungen in unseren Städten zunehmend zu komplex, um sie noch zentral steuern zu können.“ Umso wichtiger werden Kreativität und selbstbestimmte Initiativen der Bewohnerinnen und Bewohner, die das entstandene Vakuum verantwortlich füllen wollen. Ein Beispiel: Nach der Pleite des Druckmaschinenherstellers Rotaprint gab es für dessen Fabrikanlage in Berlin zunächst keine Perspektive. Die gemeinnützige GmbH ExRotaprint wurde 2007 von Mietern mit dem Ziel gegründet, das Gelände zu übernehmen. Als sie es in Kooperation mit der Stiftung trias und der Stiftung Edith Maryon kauften, gelang dieses Ziel. Die Anlage wurde auf Basis eines Erbbaurechtsvertrages über 99 Jahre der ExRotaprint gGmbH übertragen. Das Unternehmen über sich selbst: „Wir unterbrechen die Spekulationsspirale des Immobilienmarktes und sind mittels Erbbaurecht Besitzerin der Gebäude. Wir verantworten alle Aspekte der Projektentwicklung, die Finanzierung, Vermietung und Sanierung des Geländes.“

Langfristige Stabilität im Wohnumfeld

Die Gesellschafter profitieren nicht von den Einnahmen und können bei Verkauf ihrer Gesellschaftsanteile keinen Mehrwert realisieren: „So entsteht ein Ort, an dem langfristig stabil zu selbst geschaffenen Konditionen gearbeitet werden kann. Im Erbbaurechtsvertrag festgelegt ist eine heterogene Nutzung, vermietet wird an Arbeit, Kunst und Soziales. ExRotaprint ist offen für Alle und bezieht unterschiedliche Lebensrealitäten, bedingt durch Herkunft, Einkommen und Status, ein. Ziel ist ein Modell für Teilhabe ohne Ausgrenzung durch Eigentum oder Bildung.“

Neue Ideen mit Wirkung werden belohnt

Mit Unterstützung von Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Kultur hat die „Montag Stiftung Urbane Räume“ jetzt ein bundesweites Projekt gestartet, um die Idee der Neuen Nachbarschaft ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen. Frauke Burgdorff: „Wir suchen nach Antworten, wie sich Städte und Gemeinden nachhaltig entwickeln können, und konzentrieren uns auf Projekte und Programme, die das Zusammenleben in Nachbarschaften und Quartieren spürbar verbessern.“

Gleichzeitig schreibt die Stiftung ein Preisgeld von 100.000 Euro für Projekte oder Projektideen aus, die Neue Nachbarschaften entstehen lassen. Gesucht sind Initiativen, die aus der Nachbarschaft kommen und einen positiven Effekt für ihr Umfeld haben. Mittelfristig sollten sich die Projekte selbst tragen und nicht von Fördermitteln und Zuschüssen abhängig sein.

Alle eingereichten Projekte und Projektideen werden in einer Da-tenbank gesammelt und können dort eingesehen werden. Das Besondere: Auch Projekte, die nicht erfolgreich realisiert werden konnten, sind als Wettbewerbsbeitrag zugelassen. Marcus Paul, Projektleiter der „Montag Stiftung Urbane Räume“: „Nicht jedes Vorhaben führt sofort zum Erfolg. Es kommt auf die Idee an. Sie kann bei anderen den Impuls für neue, eigene Ideen setzen. Letztendlich soll der Wettbewerb Mut machen, selbst die Initiative zu ergreifen.“ Weitere Infos: www.neue-nachbarschaft.de

Die Montag Stiftung Urbane Räume konzentriert sich auf Projekte und Programme, die das Zusammenleben in Nachbarschaften und Quartieren verbessern und nutzt vor allem die Möglichkeiten, die Stadtentwicklung, Städtebau und Architektur den Menschen eröffnen können. Sie unterstützt Aktivitäten, die darauf abzielen, am Gemeinwohl orientiertes und eigenverantwortliches Handeln in Nachbarschaften, Dörfern, Städten und Regionen zu stärken. Ihre Partner kommen aus der Zivilgesellschaft, der öffentlichen Hand und Unternehmen.

Die Montag Stiftungen wurden gegründet durch den Stifter Carl Richard Montag. Weitere Informationen unter www.montag-stiftungen.de.

Kontakt:
Montag Stiftung Urbane Räume gAG
Marcus Paul
Adenauerallee 127
53113 Bonn
0228- 26716-470
urbaneraume@montag-stiftungen.de
http://www.montag-stiftungen.de

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