Wetterextreme, Lieferengpässe, politische Rahmenbedingungen, Ernährungssicherheit: Der Pflanzenbau steht vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Aus der Fragestellung, welche Pflanzenbaustrategien auch morgen noch unsere Ernährung sichern und unter welchen Bedingungen dies möglich ist, ergeben sich nach Überzeugung der AGRAVIS Raiffeisen AG viele Lösungsansätze, die auf eine nachhaltige Landbewirtschaftung einzahlen und zugleich den Ackerbaubetrieben auch in Zukunft eine wirtschaftliche Perspektive bieten.
Auch in Deutschland ist der Klimawandel angekommen
„Die Trockenheits- und Hitzeperioden in den vergangenen Wochen haben uns nochmal sehr deutlich vor Augen geführt, dass der Klimawandel längst da ist und wir die drastischen Folgen auch hier in Deutschland deutlich spüren. Trotzdem sind wir durch fruchtbare Böden und vergleichsweise immer noch gemäßigte Temperaturen gegenüber vielen anderen Ländern begünstigt“, sagt Ralf Keunecke, Pflanzenbauberater bei der AGRAVIS. Gerade jetzt – da die Ernährungssicherheit plötzlich nicht mehr selbstverständlich sei – müssten daher alle Chancen auf hohe Erträge bei guten Qualitäten auch tatsächlich ergriffen werden.
Hochertragsstandorte effizient und nachhaltig nutzen
„Ziel sollte es sein, Hochertragsstandorte effizient und damit nachhaltig zu nutzen und sich am Faktoreinsatz pro Ertragseinheit zu orientieren. Mit einem angemessenen Einsatz von Produktionsmitteln können wir an diesen Standorten sehr gute Erträge erwirtschaften.“ Eine pauschale Flächenextensivierung stehe dem aber konträr gegenüber.
Verantwortungsvoller und ressourcenschonender Pflanzenschutz notwendig
Auch die geplante pauschale Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent würde das Ziel einer Versorgungssicherheit erschweren. Ein verantwortungsvoller und ressourcenschonender Pflanzenschutz müsse möglich bleiben, um Erträge abzusichern. „Landwirt:innen müssen im Pflanzenbau auf spezifische Witterung und biologische Bedingungen eines Jahres reagieren können. So führen beispielsweise Infektionsbedingungen für Rostkrankheiten ohne Behandlungsmöglichkeit zu erheblichen Ertragsausfällen. Andere Erreger wie Fusarien können in Befallsjahren durch Toxinbildung die Nahrungsqualität gefährden.
Kreislaufwirtschaft mit angepassten Fruchtfolgen spielt eine wichtige Rolle
Verordnungen und Gesetze dürfen hier nur einen Rahmen setzen, aber keine statischen Handlungsanweisungen geben“, betont Franz Schulze Eilfing, AGRAVIS-Pflanzenbauberater. Dabei spielt die Kreislaufwirtschaft mit angepassten Fruchtfolgen eine wichtige Rolle. Angepasste Fruchtfolgen bieten die Möglichkeit, Kulturen mit unterschiedlichen Ansprüchen zu etablieren und die Ertragsrisiken durch Extremwetterlagen zu minimieren. Dabei sollten Kulturen in der Fruchtfolge etabliert werden, die über das Jahr zu unterschiedlichen Zeiten ihren Ertrag aufbauen, um vor allem Wetterrisiken zu reduzieren. Auch sollte die Anbauplanung so flexibel über das Jahr gestaltet werden, dass jede Frucht unter optimalen Ausgangsbedingungen starten kann“, so Schulze Eilfing. Zwischenfrüchte und Maßnahmen zu Erhaltung und Aufbau der Bodenfruchtbarkeit können Startbedingungen sowie Ertragssicherheit verbessern. Jedoch lässt sich nur mit dem Anbau von Pflanzen für die Fütterung eine vielfältige Fruchtfolge auf unseren Standorten langfristig umsetzen.
Lebensmittelproduktion und Tierhaltung ergänzen sich gegenseitig
Dass sich Lebensmittelproduktion und Tierhaltung nicht gegenseitig ausschließen, sondern ergänzen, zeigen nicht nur angepasste Fruchtfolgesysteme: Aus Rohwaren, die in die Lebensmittelproduktion gehen, entstehen Nach- und Nebenprodukte, die ohne Tierhaltung ungenutzt bleiben würden. „Aus der pflanzlichen Rohware lassen sich 20 Prozent für die menschliche Ernährung nutzen, 80 Prozent hingegen finden in der Tierhaltung eine wertvolle Verwendung“, erklärt Bernd Schmitz, Leiter des Bereichs Futtermittel bei der AGRAVIS. Parallel findet der organische Dünger aus der Tierhaltung einen effizienten Nutzen: Die durch das Pflanzenwachstum entzogenen Nährstoffe werden dem Acker in Form von organischem Dünger wieder zugeführt, wodurch der Verbrauch von mineralischem Dünger gesenkt werden kann.
Biodiversitätsmaßnahmen mehrjährig und gezielt anlegen
Das Denken in Kreisläufen und die Effizienz der einzelnen Maßnahmen sind aber nicht nur für das Gesamtziel der Versorgungssicherheit entscheidend – gleiches gilt für eine erfolgreiche Artenförderung. „Eine Selbstbegrünung oder einjährige Blühstreifen haben kaum Einfluss auf die Biodiversität“, berichtet Dr. Bianca Lind, AGRAVIS-Nachhaltigkeitsmanagerin. Biodiversitätsmaßnahmen müssten vielmehr mehrjährig und gezielt angelegt werden, außerdem miteinander vernetzt sein. So wurde es im vergangenen Jahr auf dem AGRAVIS-Versuchsgut St. Mauritz umgesetzt. Wie sich das Artenaufkommen dadurch verändert, wird über mehrere Jahre beobachtet und protokolliert. „Ein erstes Monitoring im Zuge der Bestandsaufnahme mit Blick auf Laufkäfer, Wildbienen und Vogelwelt entsprach unseren Erwartungen“, fasst Dr. Bianca Lind zusammen. Das für das Münsterland typische Artenspektrum spiegele sich auch rund um das Versuchsgut wider. „Wir haben aber auch herausgefunden, dass es ein sehr gutes Specht-Gebiet ist“, so Dr. Lind zu den ersten Erkenntnissen. Die Ansprüche der Tiere zu erfüllen, ist maßgeblich, um sie an dem Standort zu erhalten.
Ziele müssen nachvollziehbar sein
Letzten Endes ist es wichtig, obligatorische Ziele für die Landwirtschaft, den Pflanzenbau, Natur-, Klima- und Umweltschutz transparent und wissenschaftlich nachvollziehbar zu formulieren. Dabei sollte die Zielerreichung belohnt werden, der Werkzeugkasten und Weg dorthin jedoch flexibel und vielfältig bleiben.
Die AGRAVIS Raiffeisen AG ist ein modernes Agrarhandelsunternehmen in den Segmenten Agrarerzeugnisse, Tierernährung, Pflanzenbau und Agrartechnik. Sie agiert zudem in den Bereichen Energie und Raiffeisen-Märkte einschließlich Baustoffhandlungen soüberwie im Projektbau. Die AGRAVIS-Gruppe erwirtschaftet mit über 6.300 Mitarbeiter:innen 7,3 Mrd. Euro Umsatz und ist als ein führendes Unternehmen der Branche mit mehr als 400 Standorten überwiegend in Deutschland tätig. Internationale Aktivitäten bestehen über Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in mehr als 20 Ländern und Exportaktivitäten in mehr als 100 Ländern weltweit. Der Unternehmenssitz ist Münster.
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