Mitglieder der Partnerbörse Gleichklang wurden gefragt, ob eine Übereinstimmung in den politischen Einstellungen für sie ein wichtiges Kriterien für ihre Partnerwahl sei:
In einer ersten qualitativen Untersuchung freier Schilderungen wurden zunächst die wichtigsten Gründe für oder gegen die Bedeutung politischer Übereinstimmung in partnerschaftlichen Beziehungen herausgearbeitet.
In einer nachfolgenden quantitativen Umfrage wurde die Häufigkeit der genannten Gründe erfasst und es wurden Einflüsse von Geschlecht, Alter und Bildungsstand untersucht.
An der qualitativen Befragung nahmen 971 Personen teil, unter ihnen 500 Frauen, 462 Männer und neun Personen mit nicht-binärem Geschlecht. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 52 Jahre und schwankte zwischen 18 und 82 Jahren.
An der quantitativen Befragung nahmen 1088 Personen teil, unter ihnen 574 Frauen, 506 Männer und acht Personen mit nicht-binärem Geschlecht. Das Durchschnittsalter betrug erneut 52 Jahre und schwankte zwischen minimal 18 und maximal 80 Jahren.
Alle Befragten waren Mitglieder von Gleichklang und befanden sich auf Partnersuche.
In der quantitativen Umfrage wurden gleichzeitig Fragen zum Umgang mit der Corona-Pandemie und zur Rolle des Impfstatus gestellt, deren Ergebnisse an anderer Stelle bereits veröffentlicht wurden.
Die Befragungen wurden jeweils als Online-Befragung durch den Diplom-Psychologen Guido F. Gebauer durchgeführt und ausgewertet.
Qualitative Befragung
Mit der qualitativen Umfrage sollte zunächst herausgefunden werden, ob politische Übereinstimmung aus Sicht der Befragten für die Partnerwahl überhaupt ein relevanter Faktor war und welche Gründe hierfür angegeben wurden.
Alle Befragten beantworteten mit einem eigenen Text die Frage, welche Rolle politische Einstellungen Ihrer Ansicht nach für Partnerwahl und Beziehungszufriedenheit spielten. Die Befragten wurden gebeten, Ihre Gründe und eigenen Erfahrungen anzugeben. Die resultierenden 971 freien Texte wurden nachfolgend inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse der qualitativen Befragung
Politische Übereinstimmung ist wichtig
– 84% der Befragten schilderten in ihren freien Texten, dass eine Übereinstimmung in politischen Einstellungen für ihre Partnerwahl wichtig sei.
Darum ist politische Übereinstimmung wichtig
Befragte, die eine politische Übereinstimmung für wichtig erachteten, gaben hierfür folgende vier Hauptgründe:
– Politische Einstellungen sind Grundwerte: Politischen Einstellungen hängen mit ethischen Grundwerten zusammenhingen, die in einer Partnerschaft geteilt werden sollten.
– Erleichterung eines gemeinsamen Lebensstils: Bei ähnlichen politischen Grundeinstellungen sei es leichter, in einer Beziehung einen mit den eigenen Überzeugungen konsistenten gemeinsamer Alltag und Lebensstil aufzubauen.
– Vermeidung von Konflikten und Verbesserung der Harmonie: Tiefgreifende Differenzen in einer Beziehung führen zu vermehrten Konflikten und reduzierter Harmonie.
– Gemeinsames politischen Engagement möglich: Bei ähnlichen politischen Ansichten können sich Paare besser gemeinsam politisch engagieren.
Wie soll die Übereinstimmung aussehen?
Für die meisten Befragten war politische Übereinstimmung wichtig. Allerdings ließ sich aus den Schilderungen der Befragten ebenfalls erkennen, dass das Ausmaß oder die Art der für notwendig erachteten Übereinstimmung oft eingeschränkt wurde. Unterschiede in einem gewissen Rahmen wurden also als unproblematisch erachtet.
Es ließen sich fünf Hauptargumentationen erkennen:
– Übereinstimmung braucht nicht perfekt zu sein: Es genüge eine weitgehende Übereinstimmung oder eine Übereinstimmung in den großen Linien. Differenzen in Detailfragen dürfen durchaus bestehen.
– Nur Gegensätze schließen sich aus: Unterschiedliche politische Meinungen seien vorwiegend dann für eine Beziehung ein Problem, wenn diese komplett gegensätzlich und insofern nicht miteinander vereinbar seien.
– Nur extreme Ansichten unerwünscht: Politische Unterschiede seien erlaubt, lediglich extreme oder extremistische Ansichten jeder Art und Weise oder Richtung seien ein Problem.
– Menschenverachtende oder gefährliche Positionen scheiden aus: Für eine Beziehung belastend seien insbesondere menschenverachtende oder gefährliche Einstellungen, wie Rechtsradikalismus, Rassismus, Antisemitismus oder die Leugnung des Klimawandels.
– Hauptsache politisch Interessiert: Das wichtigste seien nicht die konkreten Meinungen, sondern dass beide Beziehungspartner an Politik interessiert seien und darüber miteinander diskutieren wollen.
Gründe gegen die Bedeutung der Politik
Immerhin 16% der Befragten gaben an, dass die politische Übereinstimmung für die Partnerwahl unerheblich sei. Bei diesen Befragten traten vorwiegend die folgenden fünf Argumentationsmuster auf:
– Toleranz ist wesentlich: Politische Meinungen dürfen sich unterscheiden, sofern Toleranz und Respekt vorhanden seien.
– Unterschiede bereichern: Politische Differenzen können eine Beziehung bereichern und Lernprozesse anregen.
– Miteinander sprechen: Solange die Beziehungspartner miteinander reden können, seien politische Unterschiede kein Problem.
– Politik ist schlecht: Politik sei etwas Schlechtes, Böses oder jedenfalls nicht beeinflussbar. Es sei daher besser, wenn in Beziehungen gar nicht über Politik gesprochen werde und sich Beziehungspartner auf ihren Alltag und unpolitische Themen beschränkten.
– Jeder soll eigenständig sein: Das Streben nach einer gemeinsamen politischen Meinung sei Harmoniesucht oder totalitär. Beziehungspartner sollten unabhängig voneinander sei und alles tun, sagen oder denken dürften, was sie wollten.
Politik trotzdem nicht ganz unbedeutend
Lediglich 34,8% derjenigen, die die Wichtigkeit der politischen Übereinstimmung verneinten, brachten diese Position uneingeschränkt zum Ausdruck.
65,2% derjenigen, die Politik eigentlich für unwichtig erachteten, schränkten diese Aussage dahingehend ein, dass Politik zwar im wesentlichen unwichtig sei, aber dennoch eine gewisse, wenn auch untergeordnete Rolle bei der Partnerwahl spiele.
Als Gründe für diese Restbedeutung von Politik wurden vorwiegend eine Ablehnung von extremen, gefährlichen oder menschenverachtenden Positionen genannt.
Quantitative Befragung
Die qualitative Befragung identifizierte die Einstellungen der Betreffenden aus einer Inhaltsanalyse ihrer freien Texte, erlaubte aber nur eine grobe Einschätzung der Häufigkeit der entsprechenden Ansichten. Deshalb wurden die in der qualitativen Analyse identifizierten Ansichten und Begründungen einer weiteren Stichprobe von Befragten zur direkten Einschätzung vorgegeben.
Ergebnisse der quantitativen Umfrage
Wichtigkeit der Übereinstimmung
– 91,9% der Befragen gaben an, dass ihnen eine Übereinstimmung in den politischen Einstellungen in einer Beziehung sehr wichtig (22.2%), wichtig (41,8%) oder eher wichtig (27,9%) sei. 6,8% der Befragten hielten eine solche Übereinstimmung für eher unwichtig, 1,0% für unwichtig und nur 0,3% für komplett unwichtig.
Die quantitative Befragung replizierte insofern die Ergebnisse der qualitativen Auswertung, gemäß derer für die große Mehrheit der Befragten eine Übereinstimmung in den politischen Einstellungen mindestens eine gewisse Rolle spielte.
Die Befragten wurden nun zu den Gründen für die Wichtigkeit, zu Einschränkungen der Wichtigkeit und zum Umgang mit politischen Differenzen befragt. Hierzu wurde ihre Zustimmung oder Ablehnungen zu den maßgeblichen Aussagen erfasst, die zuvor in der qualitativen Analyse identifiziert worden waren.
Die Erfassung der Zustimmung oder Ablehnung erfolgte auf einer vierstufigen Skala (nein, eher nein, eher ja, ja). Ja und eher ja wurden in der nachfolgenden Auswertung als Zustimmung zusammengefasst.
Häufigkeit der Gründe
– 89,7% der Befragten gaben, dass ihnen politische Gemeinsamkeit als Ausdruck gemeinsamer Grundwerte wichtig sei.
– 92,3% stimmten zu, dass politische Gemeinsamkeit einen gemeinsamen Lebensstil erleichtere.
– 74,3% gaben an, eine Beziehung mit politischer Gemeinsamkeit führe zu weniger Konflikten und sei harmonischer.
– 40,0% wollten politische Gemeinsamkeit, um sich politisch zu engagieren.
Art der erforderlichen Übereinstimmung
– 86,2% legten lediglich Wert auf eine Übereinstimmung in den großen Linien, während in den Details durchaus Unterschiede auftreten dürfen.
– 67,8% gaben an, dass sich nur dezidierte Gegensätze ausschließen.
– 50,6% wollten lediglich solche Personen bei der Partnerwahl ausschließen, die sich durch extreme Einstellungen kennzeichnen.
– 35,8% wollten nur dann Personen für eine Beziehung ausschließen, wenn dezidiert menschenverachtende oder gefährliche Positionen vertreten werden.
– 20,9% der Befragten waren der Ansicht, politisches Interesse an sich genüge, unabhängig von den jeweiligen Positionen.
Umgang mit Unterschieden
– 72,7% der Befragten bejahten die Aussage, dass Toleranz eine Bewältigung politischer Gegensätze ermögliche.
– 56,1% waren der Ansicht, dass politische Differenzen dann unproblematisch seien, wenn Beziehungspartner gemeinsam reden können.
– 18,1% warnten vor einem Streben nach zu starker Übereinstimmung in Form von Harmoniesucht oder totalitären Einstellungen.
– 15,7% der Befragten bezeichneten politische Unterschiede als Bereicherung.
– Lediglich 1,9% der Befragten vertragen die Position, Beziehungspartner sollten sich von Politik fernhalten, weil diese böse oder nicht beeinflussbar sei.
Einflüsse von Alter, Geschlecht und Bildungsstand
Alle Zusammenhänge zu Geschlecht, Alter und Bildungsstand waren so gering, dass sie inhaltlich keine wesentliche Rolle spielten.
Die Befragten legten unabhängig von Geschlecht, Alter und Bildungsstand in großer Mehrheit Wert auf eine Übereinstimmung der politischen Einstellungen in einer Beziehung.
Geschlecht, Alter und Bildungsstand spielten für die Bedeutsamkeit der Übereinstimmung der politischen Einstellung also eine nur minimale Rolle, auch wenn es folgende, jedoch nur sehr gering ausgeprägte signifikante Zusammenhänge gab:
– Männer legten etwas weniger Wert auf eine Übereinstimmung als Frauen.
– Befragte mit höherem Bildungsstand legten mehr Wert auf Übereinstimmung.
– Ältere legten etwas mehr Wert auf Übereinstimmung als Jüngere.
Was folgt aus den Befunden?
Die Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Befragung zeigten, dass die Mehrheit der befragten partnersuchenden Singles eine Übereinstimmung in Grundparametern der politischen Einstellungen für bedeutsam hielt.
Eine Mehrheit der Befragten sah in politischen Einstellungen ethische Grundwerte wirksam werden, die sie in einer Beziehung miteinander teilen wollten. Übereinstimmung in politischen Grundeinstellungen wurde dabei als ein wichtiger Faktor für den Aufbau einer gemeinsamen Lebensgestaltung, die Herstellung von Harmonie und die Vermeidung von destruktiven Konflikte angesehen. Zudem wurde von vier von sechs Befragten angegeben, dass politische Übereinstimmung gemeinsames politisches Engagement erleichtere.
Auch wenn politische Übereinstimmung für die Mehrheit der Mitglieder wichtig war, machte eine ebenso große Mehrheit der Befragten deutlich, dass sich diese Übereinstimmung nur auf die großen Linien und keineswegs auf Einzelpositionen oder Details beziehen müsse.
Den meisten Befragten ging es also nicht darum, eine andere Person zu finden, die in allem politisch die gleiche Meinung hat. Es ging der Mehrheit der Befragten vielmehr lediglich darum, einen Menschen zu finden, mit dem eine gewisse politisch-ethische Grundbasis vorhanden ist.
Bedenken hatte eine Mehrheit der Befragten vor allem dann, wenn unvereinbare Gegensätze in den politischen Grundeinstellungen bestehen. Ungefähr die Hälfte der Mitglieder wollte vorwiegend Extreme ausschließen. Ungefähr ein Drittel der Befragten gab an, mit politischen Differenzen nur dann ein Problem zu haben, wenn dezidiert menschenverachtende oder gefährliche Positionen vertreten werden.
So großen Wert die meisten Befragten auf politische Übereinstimmung in den Grundlinien legten, so machte eine ebenso große Mehrheit deutlich, dass ihnen das gemeinsame Gespräch und Toleranz wichtig seien.
Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass eine große Mehrheit der Befragten die verbindenden Rolle von Gemeinsamkeit wesentlich stärker betonte als eine mögliche Bereicherung durch politische Divergenz.
Angestrebte politische Gemeinsamkeit wurde nur von wenigen als Ausdruck von Harmoniesucht bewertet. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Befragten zeigten sich als politikverdrossen und wollte alle politischen Themen aus einer Beziehung ausklammern.
Psychologe Gebauer sieht in den Ergebnissen der Befragung eine Bestätigung des gut etablierten Grundprinzips, dass Gemeinsamkeit in zentralen Werthaltungen und Überzeugungen für Beziehungen förderlich sei.
Dies betreffe auch das Gebiet der Politik, welches, wie die Befragten in großer Mehrheit erkannt hätten, in der Tat eng mit grundlegenden Werthaltungen und ethischen Prinzipien zusammenhänge.
Eine Übereinstimmung in zentralen politischen Positionen fördere die Harmonie in Paarbeziehungen und könne daher ein wichtiges Kriterium für die Partnerwahl sein. Jenseits der Grundlinien dürften aber Differenzen bestehen und könnten durch das gemeinsame Gespräch und Toleranz gut bewältigt werden.
Weitere Details und Analysen zur Befragung können in diesem Blog-Artikel nachgelesen werden.
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