Slow Travel: Der sanfte Rhythmus der Provinz Brescia

Slow Travel: Der sanfte Rhythmus der Provinz Brescia

Franciacorta, Brescia (Bildquelle: M. Rossetti)

Winzige Städte mit mittelalterlichem Charme, mit Gassen, Kirche und Piazza, mancherorts Resten einer Festungsmauer, Graben und Burg, werden in Italien „Borghi“ genannt. Sie sind kleine Schatzkammern, überraschen mit Kulinarik und Kultur. Vom Alpenrand bis in die Poebene hinein lassen sich in der lombardischen Provinz Brescia bezaubernde Borghi entdecken.

Vor allem in der stillen Jahreszeit entfalten die kleinen Orte mit großer Vergangenheit ihren authentischen Charme. Wenn die Landschaft vielleicht noch schneeüberzuckert ist und sich die Touristenströme noch nicht in Bewegung gesetzt haben. Wer jetzt unterwegs ist, gesellt sich in Bars und Trattorien zu den Einheimischen, geht im eigenen Rhythmus auf Entdeckungsreise, spürt beim gemächlichen Sich-Treiben -Lassen den entschleunigten Herzschlag der italienischen Provinz.

Die Schätze der Val Camonica

Im Norden der Provinz Brescia, zu Füßen der Alpen, empfiehlt sich Bienno im Camonica-Tal, ein Städtchen mit 4000 Einwohnern. Mit malerischen Gassen, stattlichen Palazzi und freskengeschmückten Kirchen hat es sich einen Platz auf die Liste der „Borghi più belli d“Italia“ – der schönsten kleinen Orte Italiens, erobert. Drei Jahrhunderte lang stand Bienno unter venezianischer Herrschaft. Die Lagunenstadt war an den dortigen Eisenerzvorkommen interessiert. Heute erinnert ein Museum an die Gewinnung und Verarbeitung von Metall und an die Knochenjobs vergangener Epochen. Stärken tut man sich heute wie damals gern mit Casoncelli -Teigtaschen, hausgemacht und köstlich gefüllt. Das Camonica-Tal sollte man nicht verlassen, ohne Italiens ältester UNESCO Welterbestätte, dem Felsenpark in Capo di Ponte, einen Besuch abgestattet zu haben. Schon im 4. vorchristlichen Jahrtausend vor haben Menschen von nah und fern Figuren und Symbole in die Felswände dieses Tals geritzt – geblieben sind Hundertausende Gravuren, deren Bedeutungen heute rätseln lassen.

Monte Isola – die Perle im Iseosee

Am Nordende des nahegelegenen Iseosees lädt mit Pisogne zu Entdeckungen ein. Besonders sehenswert ist die kleine Kirche Santa Maria della Neve. Hinter ihrer schlichten Fassade birgt sie Fresken aus der Hochrenaissance, unter anderem einen eindrucksvollen Totentanz. Am Südende des Sees bietet sich die hübsche Altstadt von Iseo für einen Einkaufsbummel an. Dort, wo der See am breitesten ist, ragt Monte Isola auf- die Insel, die sich wie ein waldiger Berg aus dem Wasser erhebt. Der gleichnamige Ort, Monte Isola, der aus mehreren kleinen und größeren Dörfern besteht, hat sich mit pittoreskem Charme ebenfalls als einer der „Borghi più belli d“Italia“ qualifiziert. Kulinarisch kann man hier auf Entdeckungsreise gehen und zum Beispiel Polenta mit Iseosee-Sardinen probieren. Die kleinen Fische werden noch heute nach einem jahrhundertealten Verfahren konserviert. Das Ergebnis hat sogar die Slow Food-Vereinigung überzeugt. Die hat die „Sardina essiccata“ mit dem begehrten Slow Food-Gütesiegel geadelt. Aber nicht nur zum Schlemmen, auch zum Wandern lohnt ein Ausflug auf die nahezu autofreie Insel. In zwei bis drei Stunden lässt sich Monte Isola bequem umrunden. Um die Wallfahrtstätte auf der Inselspitze zu erreichen, wollen 400 Höhenmeter überwunden sein. Zur Belohnung gibt“s spektakuläres 360-Grad-Panorama.

Weinberge und eine Märchenburg

Sanft wellig präsentiert sich das Terrain der Franciacorta. Die Weingegend erstreckt sich südlich des Iseosees und hat sich mit ihren ausgezeichneten Schaumweinen international bekannt gemacht. Neben Weingütern birgt das Franciacorta-Hügelland kleine Mittelalter-Juwele – etwa Rodegno Saiano mit der Abbazia Olivetana di San Nicola, einem malerisch in die Landschaft gebetteten Klosterkomplex. Nicht minder sehenswert ist das anmutige Kloster von San Pietro in Lamosa bei Provaglio d’Iseo. Hier werden Gedanken auf Zeitreise geschickt.
Im Süden der Provinz, wo sich mit der großen Ebene wieder ein ganz anderes Landschaftsbild zeigt, loht ein Abstecher nach Padernello. Wie ein geheimnisumwitterter Märchenort erhebt sich die Wasser-Burg inmitten der Felder. Dass es sich in den Trattorien des winzigen Ortes hervorragend speisen lässt, ist dagegen kein Geheimnis mehr. Ein paar Kilometer weiter lohnt die Basilika von Verolanuova einen Stopp. Sie birgt große Kunst – zwei Gemälde von Giovanni Battista Tiepolo, einem der bedeutendsten venezianischen Meister des 18. Jahrhunderts.

Gardasee ohne Trubel

Zum Abschluss geht es an den Gardasee, dessen lombardischer Teil ebenfalls zur Provinz Brescia gehört. Manches spricht dafür, die Gegend zu bereisen, wenn sich die Blütenpracht entfaltet, Parks und Gärten, in der Regel ab Ostern, ihre Tore für Besucher öffnen. In der Vorsaison aber lassen sich postkartenschöne Borghi wie Limone sul Garda, Gardone Riviera oder Tremosine unter anderen Vorzeichen entdecken. Wer jetzt kommt, muss die sonst so turbulenten Uferpromenaden nur mit Wenigen teilen. Auch an Attraktionen wie das „Vittoriale degli Italiani“, das ehemalige Anwesen des Dekadenz-Dichters Gabriele D“Annunzio, geht es jetzt noch entspannt zu. Selbst an spektakulären Aussichtspunkten bilden sich noch keine Menschentrauben, alles lädt zum Durchatmen, Runterkommen und zum Seele-Baumeln-Lassen ein.

Tourismusamt Provinz Brescia

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