Kinderlähmung, Malaria und HIV könnten wieder zunehmen / SOS-Kinderdörfer befürchten in Folge der Corona-Bekämpfung Zusammenbruch der Gesundheitssysteme armer Länder

Kinderlähmung, Malaria und HIV könnten wieder zunehmen / SOS-Kinderdörfer befürchten in Folge der Corona-Bekämpfung Zusammenbruch der Gesundheitssysteme armer Länder

(Mynewsdesk) Mogadischu – Die weltweite Bekämpfung von COVID-19 lässt die fragilen Gesundheitssysteme armer Länder nach Angaben der SOS-Kinderdörfer zusammenbrechen. Es sei zu befürchten, dass sich Krankheiten wie Kinderlähmung, Malaria, HIV oder Durchfall wieder weiter ausbreiten und zu einer massiven Zunahme der Kindersterblichkeit führen. Dr. Dimbil Deqa, Ärztin der Hilfsorganisation in Somalia, sagt: „All diese Erkrankungen waren rückläufig. Wir erleben gerade, wie die Fortschritte der letzten Jahrzehnte zunichtegemacht werden.“ Erklärtes Ziel der Vereinten Nationen sei es, bis 2030 Krankheiten wie Tuberkulose oder Malaria auszurotten und dafür zu sorgen, dass kein Kind unter fünf Jahren mehr an einer vermeidbaren Ursache stirbt. „Das ist kaum noch zu erreichen!“, sagt die SOS-Ärztin.

Bereits jetzt komme es zu Engpässen bei der Medikamentenversorgung für HIV-Patienten, Impfkampagnen würden ausgesetzt, Tuberkulose-Erkrankungen nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt, Moskitonetze zum Schutz gegen Malaria nicht ausgeliefert, Schwangere bekämen keine Hilfe. Auch der eingeschränkte Transport mache den Besuch einer Klinik für viele Patienten unmöglich. Dr. Dimbil Deqa sagt: „Man muss sich vor Augen führen, wie denkbar schlecht die Ausgangslage in einem Land wie Somalia ist: Ein einziger Arzt ist hier für 40.000 Einwohner zuständig. Um Kinderleben zu retten, wäre entscheidend, die Gesundheitssysteme in Ländern wie Somalia deutlich zu stärken. Durch die notwendigen Corona-Maßnahmen geschieht aber genau das Gegenteil.“

Eine aktuell im „Lancet“ veröffentlichte Studie gehe davon aus, dass im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in den nächsten fünf Jahren 10 Prozent mehr Menschen an AIDS, 20 Prozent mehr an Tuberkulose und 36 Prozent mehr an Malaria sterben könnten. Andere Prognosen seien noch deutlich düsterer.

Laut Luciana Dabramo, weltweite Nothilfekoordinatorin der Hilfsorganisation in Wien, wird auch die im Zuge der Pandemie steigende Armut zu mehr Krankheiten und einer höheren Kindersterblichkeit führen. Sie sagt: „Eltern kommen in die furchtbare Situation, entscheiden zu müssen, ob sie Nahrungsmittel oder Medikamente für ihr Kind kaufen.“ Mit zunehmender Unterernährung würden die Kinder anfälliger für Krankheiten. Luciana Dabramo sagt: „Bereits jetzt sterben durch mangelnde Abwehrkräfte und fehlende medizinische Versorgung Millionen Kinder an behandelbaren Krankheiten wie Durchfall. Auch diese Zahl wird nach oben gehen.“

Die aktuelle Krise zeige die Missstände der medizinischen Versorgung mehr als deutlich. „Wir müssen gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, um die Gesundheitssysteme auch in armen Ländern dauerhaft zu verbessern! Nur so können wir Kinderleben retten!“, sagt Luciana Dabramo.

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

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