Soziale Phobie und Mutismus – Angsterkrankungen Kinder

Mutismus – soziale Phobie – Angstsymptome

Soziale Phobie und Mutismus - Angsterkrankungen Kinder

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31.03.2020 Starnberg, Ängste, soziale Phobie, Verhaltensauffälligkeiten wie der Mutismus sind die häufigsten psychischen Probleme der Kinder in Deutschland.

Der Begriff „soziale Phobie“ (von phobos, deutsch Furcht, Schrecken) wurde 1903 vom französischen Psychiater Janet beschrieben. Die soziale Phobie in ihrer modernen Form wurde 1966 von den englischen Psychiatern und Verhaltenstherapeuten Marks und Gelder erstmals definiert, später weiter ausgearbeitet und 1980 in das offizielle amerikanische Diagnoseschema (DSM-IV) aufgenommen und seit Mitte der 1990er-Jahre im ICD-10, dem internationalen Diagnoseschema (ICD), verankert.

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD10-10) führt die soziale Phobie unter „Phobischen Störungen“ auf. Im diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen (DSM-IV) wird sie unter „Sozialer Angststörung“ geführt. Die offizielle Anerkennung als Krankheit hat beigetragen, dass die Diagnose häufiger gestellt wird.

Soziale Phobie und Forschung
Viele Angsterkrankungen beginnen bereits in der Kindheit und Jugend. Dies trifft insbesondere für die spezifischen Phobien und die soziale Phobie zu. Der selektive Mutismus als psycho-soziale Angststörung, kann sich bereits im dritten Lebensjahr zeigen. Früh beginnende Angsterkrankungen erhöhen das Risiko, im weiteren Verlauf des Lebens andere psychische Erkrankungen zu entwickeln.

Definition
Die Soziale Phobie ist eine „Situationsangst“. Sie bezieht sich auf Handlungen die sich unter den Augen von Drittpersonen abspielen. Handlungen die von diesen Personen beobachtet und kritisiert werden könnten. Die Angst äußert sich nicht nur in Ängsten vor z.B. öffentlichen Auftritten, Prüfungen sondern überwiegend in Alltäglichkeiten.

Alltäglichkeiten wie in Gegenwart anderer das Wort ergreifen, essen, trinken, auf das WC gehen, schreiben, telefonieren, die Angst einen Kindergarten, eine Schule, ein Geschäft zu betreten.

„Es handelt sich um ein starkes Angsterleben, das sich sowohl auf schulische und berufliche Situationen als auch auf Freundschaften und Beziehungen beziehen kann“, sagt Johannes Peter Wolters, Vorstand des Verbandes der Selbsthilfe Soziale Phobie (VSSP gem. e.V.).

Wissenschaftler der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt/M. berichteten 2011 (Dt. Ärzteblatt Heft 10/Oktober 2011; Seite 440), dass eine Studie mit 600 Jugendliche aus verschiedenen Schulen ergab, dass 13 % der Befragten Merkmale einer sozialen Phobie zeigten. „Diese psychische Störung ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Jugend- und Erwachsenenalter, wobei soziale Ängste mit einem hohen Risiko für einen vorzeitigen Schulabbruch einhergehen“, erläutern die Wissenschaftler. „Außerdem haben die Jugendliche Schwierigkeiten Freundschaften aufzubauen oder später beruflichen Erfolg zu haben.“

Eine kleine amerikanische Forschung zu „Mutismus im Jugendalter“ legte offen, dass Jugendliche mit mutistischem Verhalten seit Kindheitstagen an sozialer Isolation, Einsamkeit, schlechte beruflichen Perspektiven, Depressionen litten.

Als Reaktion auf die Angst tritt häufig ein Vermeidungsverhalten bezüglich der angstbesetzten Situationen ein, denn es wird befürchtet, dass die Angst auftritt. Die Angst wird vorweggenommen und die Situationen so umgedeutet, dass die Angst bestätigt wird. Dadurch nehmen soziale Verhaltensdefizite zu. Das negative Selbstbild ist bestätigt und es beginnt ein Circulus vitiosus der Angst.

Diagnostische Kriterien der Sozialen Phobie nach ICD-10
Um die Diagnose „Soziale Phobie“ stellen zu können, muss eines der beiden Kriterien erfüllt sein:
-Deutliche Furcht davor im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten.
-Deutliche Vermeidung von Situationen bei denen befürchtet wird im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder bei denen die Angst besteht sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten.

Zusätzlich müssen zwei der folgenden Angstsymptome in den gefürchteten Situationen eintreten:
-Vegetative Symptome (Herzklopfen, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit)
-Symptome, die Brustkorb und Bauch betreffen (Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Übelkeit)
-Psychische Symptome (Schwindelgefühle, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit, Angst vor Kontrollverlust)
-Allgemeine Symptome (Hitzewallungen oder Kälteschauer, Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle)

Eines der folgenden Symptome sollte ebenfalls aufgetreten sein:
-Erröten oder Zittern
-Angst zu Erbrechen
-Miktions- und Defäkationsdrang oder Angst davor.

Ausschlusskriterien bei sozialer Phobie
Ausschlusskriterien sind Halluzinationen oder andere Symptome der Störungsgruppen der organischen psychischen Störungen, durch Schizophrenie und verwandte Störungen, durch affektive Störungen oder durch eine Zwangsstörung.

Soziale Phobie und Mutismus
Mutistische Kinder vermeiden, nicht immer, in der Öffentlichkeit zu essen und zu trinken. Zum einen ist dieser Vorgang mit Geräuschen verbunden (schlucken, abbeissen, kauen) und somit eine Lautäußerung und zum Anderen eine soziale Situation in der Bewertung (wie und was trinkt/ißt das Kind) stattfindet.

Ebenso verhält es sich mit den körperlichen Ausscheidungen. Kinder mit Mutismus gehen sehr ungern, häufig überhaupt nicht in der Öffentlichkeit auf das WC. Die Geräusche, die dort evtl. entstünden, wären Lautäußerungen des Körpers. Mutistische Kinder, die in Kindergärten/Schulen in „offene“ WC“s gehen müssen, werden gehört und das soll vermieden. In diesen Situationen besteht ebenfalls die Möglichkeit einer Bewertung oder Abwertung.

Soziale Phobe und Mutismus sind kein unausweichliches Schicksal. Untersuchungen zeigen auf, dass Psychotherapie helfen kann.

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